Goethe ohne Smartphone


Wie hat er das nur alles geschafft, unser aller Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe, Universalgenie, Wissenschaftler von hohen Graden, Minister, Erzieher, in Weimar zuständig für die Finanzen von Bergbau, Militär, Theater- und Bildungswesen, seit 1791 zudem Leiter des Hoftheaters, schrieb und dichtete mit dem Federkiel ganze Bibliotheken voll, reiste per Kutsche 1786 zwei Jahre nach Rom, Neapel und Sizilien, 1790 schon wieder nach Venedig und fast regelmäßig zur Kur in die böhmischen Bäder von Karlsbad und Marienbad, was auf schlechten Feldwegen über Stock und Stein jeweils Wochen dauerte. 


Der Geologe Goethe hatte eine besondere Vorliebe für die Schweiz und die Alpenpässe, die er dreimal besuchte. Und schließlich durchwanderte er Schlesien, das „zehnfach interessante Land". Und dieses Riesenprogramm erledigte er ohne Smartphone, PC, Laptop, Telefon, Eil- und Schnellverbindungen und Jets. Allerdings auch ohne 24 Fernsehprogramme, was ihm vermutlich die Zeit ließ, sich und sein Werk zu vollenden. Mit selbstgespitztem Federkiel, bei funzligem Licht und klecksender Tinte - Respekt, Herr von Goethe! 

Wir Nachgeborenen halten uns da vor allem an ihren hochgeschätzten „Zauberlehrling", jenen Gelegenheitsmagier, der einen Besenstiel zum Wasserholen schickte und dann nicht wusste, wie er den wildgewordenen Mitarbeiter abstellen sollte. Heute haben Zauberlehrlinge als Arbeitserleichterer Hochkonjunktur. 

Höher, weiter, schneller, besser! In der Gebrauchsanleitung fehlt aber meistens der erlösende Hinweis, wie man die Geister, die man gerufen hat, im Bedarfsfalle auch wieder loswerden kann. Wie Goethe vor 200 Jahren seinen Besenstiel.

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