Spurensucher


Kriminalität findet zunehmend auf digitalem Weg statt. Das bedeutet im Umkehrschluss: Auch die Spuren- und Täter-Suche folgt diesem Trend. Wie man dabei vorgeht, lernen die Studenten an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen im berufsbegleitenden Master-Studiengang Digitale Forensik. 

Teilnehmer des Studiengang sind entweder Informatiker, Ingenieure oder Absolventen der Polizei-Hochschule - allesamt mit hoher Affinität zur IT. Die Polizisten machen die Ausbildung, um aufzusteigen. Die anderen, um sich beruflich zu verändern. 


Sie arbeiten als Sachverständige oder in der IT-Sicherheit von Unternehmen. Dort führen sie Penetration-Tests durch, greifen also das eigene Unternehmen an, um herauszufinden, ob die Systeme sicher sind. Oder sie verfolgen Spuren, falls jemand eingedrungen ist. „Solche Innenrevisionen machen die Unter-nehmen selbst, weil sie nicht wollen, dass die Vorfälle publik werden", sagt Rieger. Denn das schadet dem Image.

Studienschwerpunkte in Albstadt-Sigmaringen sind Datenträger- und Netzwerk-Forensik sowie Digitale Ermittlungen. Im Fall der Datenträger geht es darum, aufgrund von Spuren Aktionen der Nutzer herauszufinden. In der Netzwerkforensik werden Verbindungsdaten etwa aus der Nutzung des Internets analysiert. 

Die Sicherheitssysteme versuchen zwar, das Eindringen zu verhindern -doch es ist wie bei einem Banktresor: Jeder ist zu knacken! Laut polizeilicher Kriminalitätsstatistik wurden 2014 rund 74 000 Fälle von Computerkriminalität registriert. 

Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG hat in ihrer Studie „e-Crime 2015" herausgefunden, dass von den befragten 500 deutschen Unternehmen unterschiedlicher Größen und Branchen 40 % in den vergangenen beiden Jahren Opfer von Computerkriminalitä waren. Das häufigste Angriffsziel sind bargeldlose Zahlungssysteme. IT-Forensiker machen IT-Systeme sicherer. Wenn sie doch jemand knackt, helfen sie, die Fälle aufzuklären. 

Ein Fall aus der Praxis: Man braucht ein Gutachten in einem Arbeitsrechtsfall,
in dem einem Arbeitnehmer Industriespionage vorgeworfen wird. Der Mitarbeiter hatte gekündigt und - so der Vorwurf seines ehemaligen Arbeitgebers - auf dem Unternehmenslaptop Daten verschlüsselt und sie dann später gelöscht. Das habe ein anderer Sachverständiger herausgefunden. Man braucht Beweise, diese zu finden ist die Aufgabe dieser Experten

Das Auto ist ein weiterer moderner Anwendungsfall digitaler Forensik. „Autos sind rollende Computer und die darin enthaltenen oder gekoppelten IT-Systeme nicht die Domäne von Kfz-Sachverständigen". In der Rechtsprechung werde es aber durch vernetztes und automatisiertes Fahren mit immer mehr Fahrerassistenzsystemen und Kopplung externer Geräte. zunehmend Fälle geben, für deren Aufklärung Auto-Forensiker gebraucht werden. Reale Fälle gibt es zurzeit nur wenige, immerhin aber erste forensisch verwertbare Erkenntnisse aus Forschungsarbeiten. 

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