Die Bedrohungen des Internets


Der Erfinder des Internet Sir Tim Berners Lee mahnt mehr Verantwortung im Umgang mit dem Netz an und nennt drei Trends, die seiner Meinung nach das Internet in seiner eigentlichen Bestimmung bedrohen. Vor 28 Jahren veröffentlichte der britische Physiker und Informatiker Sir Berners Lee die Hypertext Markup Language (HTML) und legte damit den Grundstein für das Internet.

Zum Geburtstag des WWW meldet sich Lee wieder zu Wort, doch statt eine Laudatio auf den immensen Erfolg des Internets anzustimmen, mahnt er Erfinder in einem offenen Brief Verbesserungen in dringenden Punkten an. »Ich habe das Internet als eine offene Plattform entworfen, die jedem erlauben sollte, von überall Informationen auszutauschen, Geschäftschancen wahrzunehmen und über geographische und kulturelle Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten«, so der Wissenschaftler. In vielerlei Hinsicht hätte sich das Internet auch in diese Richtung entwickelt, auch wenn es ein andauernder Kampf gewesen sei, es weiter offen zu gestalten. »In den letzten Monaten allerdings wuchs meine Sorge bezüglich drei Trends, von denen ich glaube, dass wir sie bekämpfen müssen, soll das Internet seine wahre Bestimmung als Werkzeug, das der ganzen Menschheit dient, erfüllen.«

Als erstes moniert Lee, dass wir die Kontrolle über unsere persönlichen Daten verloren haben. Das Geschäftsmodell vieler Websites sieht die Bereitstellung von Content im Austausch für die Daten ihrer Nutzer vor. Lange AGBs und Nutzungsbedingungen würden meist nur überflogen, Nutzerdaten landeten in proprietären Silos, ohne dass die Nutzer darauf noch zugreifen könnten. Vor allem der Umstand, dass Konsumenten meist nicht verhindern können, dass Daten an dritte Unternehmen weitergegeben werden, stößt bei Lee auf Ablehnung. Zu guter Letzt führt er auch Begehrlichkeiten von Behörden an, die sich gerne die gespeicherten Nutzerdaten zu eigen machen wollten. Auch Fake News bedrohen laut Lee das Internet in seiner Existenz als freie Plattform für alle. Viele Nutzer würden ihre Nachrichten und Informationen nur aus einem kleinen Kreis von sozialen Medien und Suchmaschinen beziehen. Diese verdienen mehr Geld, wenn Nutzer auf die von ihnen gezeigten Links klicken. Vor allem Fake News, die oft überraschend, schockierend und auf das Klickverhalten der Nutzer ausgerichtet sind, würden deshalb oft geklickt und sich wie Buschfeuer im Netz verbreiten. 

Aber auch die schnelle Zunahme politischer Propaganda im Netz hat Lee als Gefahr ausgemacht. Durch die vielen Nutzerdaten könnten politische Kampagnen direkt auf die Nutzer ausgerichtet werden. Allein im US-Wahlkampf sollen so 50.000 abgestimmte Botschaften pro Tag veröffentlicht worden sein. Manche dieser Kampagnen verfolgten unethische Ziele, indem sie auf Fake News setzten, um Wähler beispielsweise zu einer Abstimmung zu locken oder sie umgekehrt von ihr fernzuhalten. Lee sieht die Verantwortung bei allen Nutzern, um gegen diese Entwicklungen vorzugehen und wieder einen fairen Umgang mit Nutzerdaten durchzusetzen. Geht es nach ihm, müsse man Firmen wie Google oder Facebook dazu bringen, verstärkt gegen Hassbotschaften und Fake News vorzugehen und die Funktionsweise ihrer Algorithmen transparenter zu machen. Nur dann hat das Internet laut seinem Erfinder die Chance, seine bisherige Erfolgsgeschichte nicht abreißen zu lassen. 

Auch im Internet macht das Geld und das Geschäft die Erfolgsgeschichte kaputt. Ähnlich wie beim Fußball, bei großen Konzernen, wird so aus einem technischen Fortschritt und in vielen Bereichen einem Segen für jeden, zum Fluch für viele. Wenn dies nicht stabilisiert und mit einem neuen Geist versehen wird, wird das Netz auch die Bedeutung verlieren, dem man dem weltweitem Netz heute noch bemisst. 

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Der Mollenhauer - der letzte seines Standes

Donalds big deal

Der Feilenhauer - der letzte seines Berufs